Niedernhausen bei Nacht: Gemeinde und Polizei auf Sicherheitsrundgang
Vertreterinnen und Vertreter von Gemeindeverwaltung und Polizei trafen sich am 24. März zu einem abendlichen Rundgang durch mehrere Niedernhausener Ortsteile. Angesteuert wurden Punkte, an denen Bürgerinnen und Bürger Sicherheitslücken gemeldet hatten. Die Begehung fand im Rahmen des KOMPASS-Sicherheitssiegels statt.
„Hier kann ich mich zu jeder Zeit bewegen, hier fühle ich mich gut und sicher!“ Das möchten wir doch alle über unser Umfeld sagen. Das Sicherheitsgefühl im öffentlichen Raum ist eine sehr persönliche Sache. Auch in unserer Gemeinde gibt es Bereiche, in denen sich Menschen ungern aufhalten. Manchmal ist es ein individuelles „Bauchgefühl“, doch kann man „Sicherheit“ konkret messen: Wie hell ist ein bestimmter Bereich? Welche Personengruppen halten sich zu welcher Uhrzeit dort auf? Wie schnell fahren dort Autos? Egal ob Bauchgefühl oder Messergebnis – Niedernhausen nimmt die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger ernst! Am 24. März trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von Gemeindeverwaltung, Ortsbeiräten und Polizei für einen Rundgang mit dem Thema „Niedernhausen bei Nacht: Wo gibt es Verbesserungspotential der öffentlichen Sicherheit“?
Seit 2018 nimmt Niedernhausen am KOMPASS-Programm der Polizei Hessen teil. KOMPASS steht für KOMmunalProgrAmmSicherheitsSiegel und ist ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an Städte und Gemeinden. Ziel ist es, die Sicherheit in den Kommunen weiterzuentwickeln und individuelle Lösungen für Probleme vor Ort zu entwickeln. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Prävention.
Herausforderungen im Ortskern von Niedernhausen sind „dunkle Ecken“ verschiedener Art. Viele Menschen vermeiden es, sich dort aufzuhalten oder nehmen Umwege in Kauf, um diese Bereiche nach Einbruch der Dunkelheit nicht durchqueren zu müssen. Dazu gehören die Tiefgarage unter dem TeGut-Markt, der Parkplatz hinter dem Rathaus, aber auch der Spielplatz im Autal. Hier kann mit relativ einfachen Maßnahmen nachgebessert werden. Eine Justierung der LED-Straßenbeleuchtung bringt mehr Licht, Rückschnitt von Bäumen und Sträuchern sorgt dafür, dass das Licht auch am Boden ankommt.
Die baulichen Gegebenheiten, Art der Beleuchtung und Bewuchs schaffen hier schwer einsehbare Bereiche, die Gruppen von Menschen, besonders Jugendliche, dazu einladen sich zu treffen, teilweise Alkohol und Drogen zu konsumieren oder bei inoffiziellen „Freiluftpartys“ Lärm zu machen. Mit dabei beim Sicherheitsrundgang waren Polizeihauptkommissarin Alexandra Sperling und Polizeihauptkommissar Tobias Schummer, die für die Polizei Westhessen das KOMPASS-Programm betreuen. Sie haben zum Thema „Partys im öffentlichen Raum“ einen wichtigen Hinweis: „Irgendwo müssen die Jugendlichen ja hin. Wenn man weiß, wo sie sich aufhalten, kann man die Lage auch im Auge behalten und begleiten.“
Eine ähnliche Situation ergibt sich an der Theißtalschule. Deren weitläufiges Schulgelände mit vielen Sitzmöglichkeiten lockt außerhalb der Unterrichtszeiten Kinder zum Spielen, aber auch Jugendliche und Erwachsene zum „Party machen“ ein. „Wir möchten als Schule nach außen offen sein und bleiben,“ betont Schulleiterin Konstanze Kreutzer: „Aber im Sommer ist auf dem Schulhof hinterlassener Müll ein großes Problem.“ Als eine mögliche Lösung schlägt PHK Schummer deutlich größere Abfallbehälter vor: „Groß und gut sichtbar angebracht, animieren solche Behälter dazu, Müll auch wirklich zu entsorgen!“
Auch der Bahnhof wird von vielen Menschen in Niedernhausen als eher „ungastlicher“ Ort wahrgenommen. Hier erhoffen sich Gemeinde und Polizei Verbesserungen durch die geplante Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes.
Nicht nur „dunkle Ecken“ und wer dort „abhängt“ standen im Fokus des Sicherheitsrundganges. Auch die Verkehrssituation in Niedernhausen kann das Miteinander von Fußgängern und Fahrzeugen zu jeder Tageszeit herausfordernd machen. Erste Station auf der Liste: Unterer Lenzhahner Weg. Hier wurden vor kurzem zwei provisorische Fußgängerüberwege („gelbe Zebrastreifen“) entfernt. Sie waren im Zuge einer Baumaßnahme zeitweilig angebracht. Allerdings haben viele Menschen den zusätzlichen Fußgängerüberweg als Verbesserung empfunden. Nun soll das Verkehrsaufkommen gemessen werden. Wird ein ausreichender Fußgängerverkehr festgestellt, wird es hier wieder einen dauerhaften Zebrastreifen geben.
Eine weitere Verkehrs-„Falle“ lauert an einer ganz unscheinbaren Stelle! Hinter dem Rathaus gibt es einen schmalen Durchgang mit Torbogen vom Rathausparkplatz zur Idsteiner Straße. Eine beliebte Abkürzung, aber nicht ungefährlich! Der Gehweg ist sehr schmal - sind Fußgänger, besonders Kinder, hier zu schnell und unbedacht unterwegs, steht man mit einem Schritt zu viel auf der stark befahrenen Straße! Hier wird jetzt geprüft, ob eine so genannte „Verkehrsschikane“ Abhilfe schaffen kann. Hinter diesem seltsamen Begriff verbergen sich Hindernisse wie Poller oder Gitter, an denen man beim Passieren einer bestimmten Stelle vorbeimuss. Sie verlangsamen das Tempo von Fußgängern und laden dazu ein, sich der Umgebung mehr bewusst zu sein.
Ähnliche Situationen finden wir am Tunnel in der Platter Straße sowie in der Austraße. Eine gedrängte bauliche Situation mit zum Teil recht schmalen Gehwegen trifft auf ein hohes Verkehrsaufkommen. In der Austraße verschärft durch viel Schwerlastverkehr in Richtung Niederseelbach! Gemeinsam mit der Polizei erarbeiten wir für diese zwei Stellen ein Maßnahmenpaket.
In der Platter Straße kann ein spezieller Straßenbelag Abhilfe schaffen, der Autofahrer durch ein verändertes Fahrgefühl zum Bremsen „einlädt“. Ein Zebrasteifen wird dann die Baustellenampel auf Höhe Lidl ersetzen.
In der Austraße wurde angeregt, Flächen zum Einscheren insbesondere für LKWs zu schaffen – das Ergebnis wäre mehr Platz für den fließenden Verkehr. Als Ausgleich werden zusätzliche Parkplätze hinter dem Gebäude der NASPA-Filiale ausgewiesen.
In weiteren Niedernhausener Ortsteilen wurden an diesem Abend drei Punkte untersucht: In Königshofen wünschen sich viele Menschen einen sicheren Weg zu Fuß über die Niederseelbacher Straße im Bereich der Bushaltestellen an der Waldstraße. Auch hier soll im ersten Schritt das Verkehrsaufkommen gemessen und damit der tatsächliche Bedarf für einen Fußgängerüberweg ermittelt werden. In einer anschließenden Verkehrsschau werden über konkrete Maßnahmen besprochen.
Engenhahn hatte zwei „Schmerzpunkte“ gemeldet: Im Ortskern geht die Talstraße an einer sehr unübersichtlichen Stelle fast rechtwinklig um die Kurve in die Neuhofer Straße über. Auch hier wurde ein Fußgängerüberweg angeregt, für den das Verkehrsaufkommen gemessen werden soll.
Die letzte Station des Sicherheitsrundgangs lag in der Siedlung Wildpark oberhalb von Engenhahn. Dieser Teil von Niedernhausen ist durch seine Waldrandlage und große Grundstücke mit altem Baumbestand geprägt. Was bei Tag sehr idyllisch aussieht, sorgt nach Einbruch der Dunkelheit für Schwierigkeiten: Immer wieder werden aus dieser Umgebung von Bäumen „verdunkelte“ Straßenlaternen gemeldet. Straßen wie der Birkenweg sind stellenweise dunkler, als sie sein müssten.
Insgesamt appelliert die Gemeinde: Die Bäume und Büsche, die Straßenlaternen abdecken, befinden sich häufig auf Privatbesitz. Alle Grundstückseigentümer unterliegen der so genannten Verkehrssicherungspflicht und sind daher angehalten, dafür zu sorgen, dass Bewuchs auf ihrem Grundstück weder den Verkehr behindert, noch den Verkehr sichernde Einrichtungen wie Straßenlaternen verdeckt. Hier können wir alle etwas zur Sicherheit in unserer Gemeinde beitragen!
Für Bürgermeisterin Lucie Maier-Frutig gehört der Sicherheitsrundgang zu einem zentralen Anliegen: „Objektive und auch subjektive Sicherheit sind ein Grundbedürfnis. Die Gemeinde ist dafür verantwortlich die Rahmenbedingungen zu schaffen, dass Sie sich jederzeit sicher fühlen, wenn Sie in Niedernhausen unterwegs sind.
Ein wichtiger Aspekt der öffentlichen Sicherheit ist die Beleuchtung unserer Straßen, das hat der Rundgang gemeinsam mit der Polizei sehr eindrucksvoll gezeigt. Eine gut beleuchtete Straße vermittelt nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern trägt auch aktiv zur Kriminalitätsprävention bei. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Effizienz und Reichweite unserer Straßenbeleuchtung zu verbessern und dunkle Ecken überall in Niedernhausen zu minimieren. Unsere Straßen sind öffentliche Räume für alle, in denen Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer ihren Platz haben. Um die Sicherheit von Fußgängern zu erhöhen, haben wir bereits mehrere Zebrastreifen und Ampelanlagen modernisiert und bemühen uns, an neuralgischen Punkten neue zu installieren. Wichtig ist dabei jedoch immer, dass man mit den Verkehrsmaßnahmen keine Sicherheit suggeriert, die faktisch gar nicht vorhanden ist.
„Ich lade Sie alle ein, uns Feedback zu geben und Ideen einzubringen, wie wir die Sicherheitsmaßnahmen in unserer Gemeinde weiter verbessern können!“ so die Bürgermeisterin.
Zusätzliche Infos zum KOMPASS-Programm gibt es auf der Webseite des hessischen Innenministeriums:
https://innen.hessen.de/Sicherheit/KOMPASS
Quelle, Bilder: Gemeinde Niedernhausen, PM vom 28.03.2025